Kurzgeschichte zum PzBtl 2

 

von 1956 bis 1959

Einleitung

1955  war in Hinsicht zur Frage einer Wiederbewaffnung der Bundesrepublik, ein Jahr großer politischer Entscheidungen. Die militärische Überlegenheit und die anhaltende Aufrüstung des Ostblocks setzten die Politiker unter Zeitdruck. Mit Aufnahme der BRD in die NATO bestand die Verpflichtung, eigene Verteidigungsbeiträge in Form soldatischer Leistungsstärke ins Bündnis einzubringen. Die Alliierten und die seit 1951 bestehenden Grenzschutztruppen waren im Kräfteverhältnis zu schwach, einem eventuellen Bodenangriff der Sowjets stand zu halten. Damit schnellstmöglich das Verhältnis angeglichen werden konnte, entschied sich das Ministerium für die Überführung des Bundesgrenzschutzes als Kadertruppe zum Aufbau der neuen Deutschen Bundeswehr. Damit war auch dem Rätselraten bei den Bundegrenzschutzeinheiten über ihre Zukunft ein Ende gesetzt. Im demokratischen Vorgehen erhielten die Bundesgrenzschutz-Beamten die Option, selbst zu entscheiden. 52% entschieden sich für die Übernahme in die Bundeswehr und 48% verblieben beim Bundesgrenzschutz.

Aufstellungsphase

1956 wurde unter dem Kommando der 2. Grenadierdivision (Kassel) das in Bonn (Gallwitz-Kaserne) aufzustellende PzBtl 2 aus dem Kontingent freiwilliger, ehemaliger Grenzsoldaten (der I./GSG 4 aus Bonn, Höxter, Wildflecken und Fulda) vorbereitet und sollte Zug um Zug im neuen Standort Hemer zusammengeführt werden. 

 

Dass die ca. 1500 Soldaten in den folgenden Monaten in Hemer problemlos einquartiert werden konnten, dafür sorgten sogenannte Vorkommandos, die am 11. Juni 56 in Hemer eintrafen. Lokale Zeitungen berichteten zu diesem Zeitpunkt sehr ausführlich über das Ereignis, welches in folgenden Beiträgen nachzulesen ist.

Wieder Deutsche in Hemers Kaserne

 

Die ersten 80 Soldaten trafen ein. Uniformierte lösen Wach- und Schließgesellschaft ab – Wache wird heute „vergattert“

 

Hemer: „Das Vorkommando der ersten deutschen Truppen, bestehend aus Oberleutnant Immendorff

und 40 Mann, fuhr fast unbemerkt von der Bevölkerung am Montagnachmittag durch die mit Fahnen und Girlanden geschmückte Stadt mit dem Ziel, die Kaserne in Besitz zu nehmen und Vorkehrung für

die in zwei Monaten einreffenden Kontigente zu treffen. Hemers Standortkommandant, Hauptmann

Lau (schon in der Uniform der neuen deutschen Bundeswehr), begrüßte den Führer des ersten deut-

schen Nachkriegsvorkommandos. Die Dienstgrade und Mannschaften, die noch in ihrer dunkelgrü-

nen, schmucken Bundesgrenzschutz-Uniformen stecken, werden ab 1. Juli die Uniform der neuen

deutschen Bundeswehr tragen. Schon heute zieht die aus sechs Mann gebildete Wache auf, wird ver-

gattert und erweist der deutschen Flagge die Ehre. Der nach vielen Jahren wieder auflebende mili-

tärische Vorgang wird um 12.30 Uhr von der Bevölkerung gewiss mit Interesse verfolgt werden.

Die Wache ist ausschließlich für die militärischen Bewohner der Kasernenanlagen bestimmt,

während die seit einiger Zeit als Wache zur Verfügung stehenden Angestellten einer Wach- und Schließgesellschaft auf dem zivilen Sektor weiter tätig bleiben. Die eingetroffene Abteilung kommt aus Bonn. Dort versah sie Ehrendienst für den Bundeskanzler und verschiedene Ministerien sowie bei diplomatischen Empfängen.

Ein weiteres Vorkommando aus Niedersachsen traf abends in ungefähr gleicher Stärke ein. Aufgabe der Kommandos ist es, die Quartiere für die am 1. August nachfolgenden Einheiten von 1000 Mann vorzubereiten und alle Voraussetzungen für die sofortige Aufnahme des Dienstbetriebes zu schaffen. Die Offiziere, Dienstgrade und Mannschaften dienen seit ein bis fünf Jahren beim Bundesgrenzschutz. Sie sind im Alter von 18 bis 26 Jahren. Nur die Offiziere gehören zur älteren Generation und nahmen am zweiten Weltkrieg teil. Es ist nur zu begreiflich, dass die deutschen Soldaten mit großen Erwartungen nach Hemer gekommen sind. Sie warten vor allem gespannt darauf, wie die Bevölkerung

sie aufnehmen wird. Ihre ersten Quartiere bezogen sie in den vor den Fahrzeughallen gelegenen und

ebenerdig erbauten massiven Wehrmachtsbaracken, die alle Bequemlichkeiten aufweisen. Die Solda-

ten wohnen zu je vier Mann in einem Raum, während die Dienstgrade zu zweit untergebracht sind. Die als vorzüglich zu bezeichnenden Räume enthalten bequeme, mit guten Matratzen versehene Betten.

Um die Küche können die Soldaten selbst von den neuzeitlichsten Hausfrauen beneidet werden. Ein Dienstgrad sorgt als Koch vorbildlich für das leibliche Wohl seiner Kameraden. Ein Sanitätsdienstgrad nimmt sich des „Reviers“ an. Mit großer Freude wurden die sanitären Einrichtungen begrüßt, von denen schon Bäder und Brausen sofort nach Ankunft benutzt wurden. Die Bundesgrenzschutzmänner, die einen vorzüglichen Eindruck machen, tragen die berechtigte Hoffnung in sich, dass sie sich mit ihren englischen und kanadischen Kameraden gut verstehen werden.“

Die Westfälische Rundschau berichtete wie folgt:

Erinnerungen von Kurt Fiedler.pdf
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Für alle, die nicht so gerne lesen, zeigen wir nachstehend ein Video aus der Zeit von 1956 bis 1959.

Bild zeigt:

 

Den Einmarsch der 3. Kompanie, in Richtung Ostenschlahstraße und somit auf direktem Weg zur Kaserne am Jüberg.

Zeitgleich trafen auch die ersten Panzer ein.

Der rechte Kasernenbereich hinter dem Haupttor, bot genügend Platz für die anzusiedelnden Kompanien des Bataillons. Der linke Bereich wurde zur damaligen Zeit vom PzAufklBtl 5 blockiert und später für die aufzustellende Panzergrenadierbrigade reserviert

Im Zusammenleben mit dem Nachbarbataillon im linken Kasernenbereich, dem im Jan. 1957 einquartierten PzGrenBtl 13, zeigte der tägliche Dienstplan überall im Schwerpunkt Waffen-, Geräte- und Formalausbildung.

Die den Amerikanern abgekauften Panzer vom Typ M47 waren eingemottet und mussten demnach in die Kaserne geschleppt und in Funktion gebracht werden.

Weil sich diese Vorgänge in der Hemeraner Öffentlichkeit abspielten, bildete sich recht bald unter den Einheimischen der Eindruck und die Bezeichnung ´Panzerschrott-Kaserne´. Nachdem aber vermehrt Panzerdröhnen aus dem Kasernenbereich zu hören war, verflog schnell der Betitelungszusatz Schrott und fortan war es die Panzerkaserne.

Die Einweisung in die Bedienung der Panzer ließ sich schnell umsetzen und befähigte unter Anleitung amerikanischer Sonderbeauftragter dazu, manches Wrack wieder zum Leben zu erwecken. Die Werterhaltung hingegen war für viele Verantwortliche ein Rätsel, denn der Zahn der Zeit hatte bereits seine Wirkung erkennen lassen.

Es wurde Zeit, mehr Personal für die Pflege und Instandsetzung der Gerätschaften bereit zu stellen.

Bild zeigt: Erste Wehrpflichtige betreten am 01.04.1957 das Kasernengelände.

Die Wehrpflicht betrug 12 Monate. Davon wurden für die Grundausbildung 3 Monate und für die Vollausbildung weitere 3 Monate benötigt. Letztlich standen ausgebildete Soldaten für nur 6 Monate zur Verfügung.

Bild zeigt:

 

Soldaten im Jahr 1957 bei der Aufrüstung von M47 Panzern.

 

Die gewonnenen Erfahrungen aus Übungen und Manövern zeigten sehr schnell, dass die genutzten Panzer nicht zeitgemäß waren. Das immer häufigere Versagen dieser Gerätschaft überschattete die personellen Erfolge. Weil aber der Etat der Bw zu dieser Zeit nichts besseres erlaubte, überwog der technische Dienst im Alltag die Stunden des Dienstplanes.

 

1959 folgte in der Umsetzung die zweite Heeresstruktur-Vorgabe, die den Kommandowechsel des PzBtl zur 7. Panzerdivision vorsah. Damit einhergehend wurden Soldaten nach Koblenz, Engstingen und Lingen versetzt, um neue Aufgaben wahrnehmen zu können. Der Großteil verblieb in Hemer und bildete das neue aufgestellte PzBtl 204.

Stellenbesetzung des PzBtl 2 vom 01.Juni bis Apr. 1956